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Drei Schwestern Felsenreitschule - Salzburg Fr 08.Aug 2025 18:30 replace me !Drei Schwestern Felsenreitschule - Salzburg Di 12.Aug 2025 18:00 replace me !Drei Schwestern Felsenreitschule - Salzburg Do 21.Aug 2025 19:30 replace me !Drei Schwestern Felsenreitschule - Salzburg So 24.Aug 2025 19:30 replace me !Leading TeamBesetzungEnsembleIrina erträgt es nicht mehr, es bricht aus ihr hervor: „Mein Gott! Wohin ist alles entschwunden? Ich habe alles vergessen.“ Dann, wie unvermittelt: „Niemals werden wir nach Moskau ziehen.“ Weder die Vergangenheit mit ihren Erinnerungen noch die Zukunft mit ihren Hoffnungen bieten noch Halt. Die Zeit erodiert und schrumpft auf die Gegenwart zusammen — und hier herrschen Leere, Unzufriedenheit, Schmerz, Einsamkeit. Ein Zustand, der fast alle Figuren in Peter Eötvös’ Oper Drei Schwestern (1998) — es sind jene aus Anton Tschechows gleichnamigem Drama — heimsucht. Die Reaktionen sind vielfältig: Verdrängung oder Relativierung, Resignation oder Flucht, und natürlich neue Träume, Hoffnungen oder sogar Pläne. Dennoch bleibt eine scheinbar unüberbrückbare Kluft zwischen dem Heute und dem ersehnten Morgen. Warum gelangen diese Menschen nicht nach Moskau, Symbol für ein anderes, besseres, sinnerfüllteres Leben? Welche Hindernisse — innere, äußere — halten sie ab? Es ist eine Frage, in der wir uns stets aufs Neue wiederfinden und die uns Tschechows und damit auch Eötvös‘ Figuren so nahe sein lässt. Sie stellt sich umso schärfer angesichts eines plötzlich um sich greifenden Feuers — einer Katastrophe, die zu konkretem Tun herausfordert, die mit Zerstörung und Leid, mit Tod und dem Bewusstsein konfrontiert, dass das eigene Leben rascher als gedacht enden könnte.
Der ungarische Komponist Peter Eötvös (1944—2024) verlässt in Drei Schwestern — seiner ersten abendfüllenden Oper, der neun weitere folgten — die lineare Handlung von Tschechows Schauspiel. Indem er die Szenen und Textzeilen tiefgreifend umordnete, schuf er drei „Sequenzen“, in denen er jeweils auf eine andere Hauptfigur fokussiert und die Geschehnisse rund um die Geschwister Prosorow und die im Ort stationierten Soldaten aus den unterschiedlichen Blickwinkeln dieser drei Figuren schildert: als subjektive Erinnerungen von Irina und Mascha sowie deren Bruder Andrej (Olga hingegen, die älteste der drei Schwestern, bekam keine eigene Sequenz). Beziehungen, Konflikte und innere Prozesse, die bei Tschechow gleichsam unterschwellig über das ganze Stück hinweg entwickelt werden, führt Eötvös in verdichteter Form, wie unter einem Vergrößerungsglas vor. Dabei arbeitet er in jeder Sequenz eine Dreieckskonstellation heraus. So erhält Irina nacheinander Liebesgeständnisse von dem schwärmerischen Baron Tusenbach und von Stabshauptmann Soljony, der eine dunkle, beunruhigende Faszination auf sie ausübt. Andrej hat mit seinen großen Lebensplänen auch seine Selbstachtung aufgegeben und steht zwischen seinen Schwestern und seiner Gattin Natascha, die ihre Umgebung tyrannisiert und ihren Mann mit dessen Vorgesetzten betrügt. Mascha, frustriert von der Ehe mit dem pedantischen Kulygin, gibt ihrer leidenschaftlichen Liebe zu dem gleichfalls verheirateten Oberstleutnant Werschinin nach.
Nicht alles, was Tschechows Figuren fühlen und denken, findet Ausdruck im gesprochenen Wort — vieles spielt sich in den für den Autor so typischen, im Text vermerkten Pausen ab. Eötvös’ Musik interpretiert auch das Ungesagte, und sie wird Tschechows psychologischer Vielschichtigkeit bewundernswert gerecht. So vermag sie von den ersten, von einem Akkordeon intonierten Takten des Prologs an zu fesseln. Die instrumentale Klangwelt der Oper wird durch zwei Ensembles geprägt: Den 18 Musiker·innen im Graben steht ein 50-köpfiges Orchester hinter der Bühne gegenüber. Die Rollen der drei Schwestern sowie Nataschas hat Eötvös mit Countertenören besetzt. Diese ungewöhnliche Entscheidung erwuchs aus dem Bestreben, durch ein Element von Abstraktion Wahrhaftigkeit jenseits von Gendergrenzen zu erreichen.
Seit der Uraufführung in Lyon konnte sich Drei Schwestern international als eines der faszinierendsten zeitgenössischen Musiktheaterwerke behaupten. Für die Regie der Salzburger Neuproduktion wurde Evgeny Titov verpflichtet: Nach Erfolgen im Sprechtheater macht er seit 2021 mit Operninszenierungen von sich reden, die so sensibel wie scharfsichtig, so berührend wie intensiv sind. Maxime Pascal dirigiert nach der preisgekrönten Produktion von Bohuslav Martinůs The Greek Passion seine zweite szenische Oper bei den Festspielen.
(Quelle: salzburgerfestspiele.at)